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 Architekt des Grünen Zimmers
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Musiker, Architekt und Filmproduzent – die Liste ließe sich noch erweitern. Mit seiner
  Vielseitigkeit paßt Henry Nielebock, ein Berliner des Jahrgangs 1943, zu keinem der
  gängigen Klischees, mit denen man Architekten gerne verbindet. Stattdessen hat er
  Kreativität und Neugier, die seine Laufbahn kennzeichnen, auf unterschiedliche Künste
  verteilt: Dem Auftakt als erfolgreicher Musiker mit Drafi Deutscher (über 10 Millionen
  verkaufter Schallplatten) folgte im wilden Westberlin der späten sechziger Jahre das
  Architekturstudium. Der Durchbruch als Architekt gelang ihm zu Beginn der achtziger
  Jahre mit der Wohnanlage an der Wilmersdorfer Cunostraße, dem zwanzig Jahre lang in
  dieser Tätigkeit folgten. Inzwischen ist er Filmproduzent. Doch trotz dieser Erfolge hat
  sich Nielebock einen kritischen Blick auf sich selbst und auf seine Umwelt bewahrt. Das
  war auch schon 1988 so. In einem Artikel im ersten Jahrbuch der „Architekturszene Berlin“
  kam er zu einer überraschenden Selbsteinschätzung: „Richtig Architekt geworden,
  im klassischen Sinn bin ich eigentlich gar nicht, werde ich wahrscheinlich auch nie.”
  Dabei kann man eigentlich nicht weniger Architekt sein als Nielebock. Mit Haut und
  Haaren hat er das Bauen im damaligen Westberlin betrieben. Doch wer sich mit ihm
  unterhält merkt schnell, daß er sich zugleich eine große Offenheit für die Welt neben
  der Architektur bewahrt hat. Er mag den Tunnelblick vieler seiner Kollegen, die sich als
  den Nabel der Welt empfinden, nicht. Vielseitigkeit empfindet er als Herausforderung.
  Und so hat er sich neben seinen weiteren Ambitionen auch intensiv theoretisch mit
  der Geschichte der Stadt auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist seine 1996 erschienene
  Dissertation über Berliner Stadtplätze, „Berlin und seine Plätze“.